Interview mit Matthias Ripp

Allgemein, Bildungsarbeit, Kulturpolitik, Öffentlichkeitsarbeit

Beim 87. Deutschen Archivtag in Wolfsburg wird Matthias Ripp am Freitag, den 29. September, die Fortbildungsveranstaltung 6 leiten. Dort werden sich die TeilnehmerInnen mit der Rolle der Archive für das urbane kulturelle Erbe im Kontext der Welterbevermittlung befassen. Wir haben uns mit ihm darüber unterhalten:

Matthias Ripp

VdA: Beim Stichwort urbanes kulturelles Erbe denken viele vermutlich an historische Altstädte, etwa in Lübeck oder Bamberg. Was bedeutet der Begriff für Sie?

M.R.: Der Begriff urbanes kulturelles Erbe ist derzeit einem Bedeutungswandel unterzogen. Während der Anfänge der Denkmalpflege standen einzelne Monumente im Zentrum der Schutzbemühungen. Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts hat man dann angefangen in Ensembles zu denken und die vorerst baulichen Zusammenhänge mitzudenken. Heute im 21. Jahrhundert versteht man unter dem Begriff urbanes kulturelles Erbe vor allem auch im englischsprachigen Raum ein ganzheitliches System aus Artefakten, Bauten, immateriellen Dingen, Schriftgut, etc. das einem steten Wandel in seiner Bedeutung und Funktion für die Bürgerinnen und Bürger unterworfen ist.

VdA: In welcher Beziehung stehen die Archive zum urbanen kulturellen Erbe?

M.R.: Mit diesem sich abzeichnenden modernen Begriffsverständnis des kulturellen Erbes erlangen Archive zunehmend einen Bedeutungszuwachs. Oftmals logieren Archive in bedeutenden Baudenkmälern und haben eine materielle Funktion. Ihre Inhalte sind Teil des kollektiven Gedächtnisses und oft untrennbar mit materiellem oder immateriellem kulturellem Erbe verbunden. Archive sind somit oft ein essentieller Teil des urbanen kulturellen Erbes, auch wenn sie noch nicht immer so wahrgenommen werden.

Welterbe Regensburg. Foto: Karsten Dörre

VdA: Sie leiten in diesem Jahr einen Workshop beim Deutschen Archivtag, der sich dem Thema Welterbevermittlung widmet: welche Inhalte und Fertigkeiten möchten Sie den TeilnehmerInnen dort vermitteln?

M.R.: Wir wollen gemeinsam die unterschiedlichen Rollen von Archiven im Zusammenhang mit den urbanen kulturellem Erbe erarbeiten. Ein weiterer Punkt ist sich die Zielgruppen und Stakeholder für diese unterschiedlichen Rollen einmal genauer anzusehen. Anschließend wollen wir dann Ideen für konkrete Aktivitäten von Archiven im Kontext des urbanen kulturellen Erbes entwickeln.

VdA: 2018 findet das Europäische Kulturerbejahr statt. Eine gute Gelegenheit für Archive auf sich aufmerksam zu machen?

M.R.: Auf jeden Fall. Es gibt bereits eine Reihe von Archiven, die bei kulturellen Aktivitäten auf europäischer Ebene eine wichtige Rolle spielen. Zum Beispiel beim Europäischen Kulturerbe-Siegel. 2018 bietet sich die Chance für Archive das öffentliche Bewusstsein für ihre Bedeutung weiterzuentwickeln. Der Rahmen und die öffentliche Aufmerksamkeit ist während des Europäischen Kulturerbejahrs hierfür sicherlich gut geeignet.

VdA: Vielen Dank für das Gespräch!

Matthias Ripp hat in Bamberg historische Geographie, Denkmalpflege/Bauforschung und Urbanistik studiert. Seit 2007 ist er Koordinator der Welterbestätte „Altstadt Regensburg mit Stadtamhof“. Seine Hauptaufgaben sind die Vernetzung mit lokalen, nationalen und internationalen Institutionen, die Koordination und Entwicklung von nachhaltigen Managementstrategien, Monitoring und Vermittlung.

Er engagiert sich in zahlreichen Netzwerken, wie z.B. dem Heritage Europe und koordinierte das EU-Projekt HerO (Heritage as Opportunity). Darüber hinaus ist er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft UNESCO-Welterbe Altstädte beim Deutschen Städtetag, Mitglied im European Heritage Panel und gewähltes Mitglied der deutschen UNESCO-Kommission.

Fortbildungsveranstaltung 6
Archive und ihre Rolle für das urbane kulturelle Erbe im Kontext der Welterbevermittlung
Leitung: Matthias Ripp

Freitag, 29. September 13:00 bis 17:00 Uhr
CongressPark Wolfsburg / Raum K3

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