Kategorie-Archiv: Bildungsarbeit

Veranstaltung des AK Archivpädagogik und Historische Bildungsarbeit

Ein Gastbeitrag von Martin Schürrer

Der Arbeitskreis „Archivpädagogik und Historische Bildungsarbeit“ erweiterte die Themenstellung „Massenakten und Massendaten“ beim diesjährigen Deutschen Archivtag um interessante Einblicke in die archivpädagogische Arbeit der Geschichtswerkstatt der Stadt Wolfsburg. Als außerschulischer Lernort besteht eine enge Kooperation der Geschichtswerkstatt mit Schulen der Stadt – von der Grundschule bis zur Sekundarstufe II. 

Mit dem Vortragstitel „Ein Meer von Möglichkeiten“ präsentierten Christian Sielaf und Aleksander Nedelkovski die Vielzahl der Herausforderungen und Ziele, die sie im Rahmen ihrer historischen Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen verfolgen. Um den Schülern Lust auf Geschichte zu machen, müssten sie als Archivpädagogen den Mut mitbringen, sich auf die Themen und Sichtweisen der Kinder einzulassen. Bei aller Freude an ihrer Arbeit und dem teils großen Enthusiasmus der Schüler wüssten sie um die realistischen Grenzen ihrer archivpädagogischen Arbeit. Begrenzte Zeitressourcen und unterschiedlich ausgeprägtes Interesse der Schüler an den Geschichtsveranstaltungen im Archiv spielten hierbei eine Rolle.

Dr. Wolfgang Antweiler bei der Veranstaltung des AK Archivpädagogik und Historische Bildungsarbeit. Foto: VdA

Insbesondere bei Schülern der Sekundarstufe II solle die Neugier auf das Archiv geweckt, sowie die Hemmung abgebaut werden, diesen auch als Lernort aktiv zu begreifen – ein „Möglichkeitsraum“, der für alle Menschen offensteht. Die erarbeiteten Schülerprojekte würden der breiten Öffentlichkeit zumeist in kreativen Ausstellungen präsentiert. Aleksander Nedelkovski betonte die Wichtigkeit, als Archivpädagoge das Oberthema klar zu definieren. Gleichzeitig müsse man den Schülern aber genug Raum lassen, eigene Themen und Fragen zu entwickeln, an denen sie eigenständig arbeiten können.Weiterlesen

Forum Ausbildung und Berufsbild

Ein Gastbeitrag von Kirsten Lehmkuhl

Das Forum „Ausbildung und Berufsbild“ fand in Wolfsburg mit seinen bewährten Bausteinen statt: der Podiumsdiskussion und der Vorstellung von Abschlussarbeiten aus den drei Archivlaufbahnen. Diesmal allerdings in anderer Reihenfolge, um der Podiumsdiskussion mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.

„Wer macht denn eigentlich was? Berufsgruppen im Alltag zwischen Konkurrenz und Kooperation“ diskutiertem die drei Podiumsteilnehmer Kirsten Dehne (Münster), Vera Zahnhausen (Koblenz) und Vinzenz Lübben (Minden) als Vertreter der drei Laufbahngruppen. In der kurzweiligen Plenumsdiskussion wurden verschiedene Punkte angesprochen: Man war sich darüber einig, dass der Konkurrenzgedanke unter den Archivlaufbahnen (zumindest in ihren Archiven) keine Rolle spielt.

Neben der Podiumsdiskussion gab es Vorstellungen von Projekten und Abschlussarbeiten. Foto: VdA

Mitarbeiter vor allem des mittleren und gehobenen Dienstes würden jedoch bei gleichbleibender Bezahlung vermehrt übergeordnete Aufgaben wahrnehmen. Zu beobachten sei eine kritische Entwicklung auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, da es immer häufiger zu Bewerbungen von Studienabsolventen auf Ausbildungsstellen im mittleren Dienst komme. Vera Zahnhausen äußerte daraufhin abschließend den Wunsch, dass starre Laufbahnrecht im Öffentlichen Dienst aufbrechen zu können um eine vereinfachte Durchlässigkeit in der Archivlandschaft zu ermöglichen.Weiterlesen

Interview mit Matthias Ripp

Beim 87. Deutschen Archivtag in Wolfsburg wird Matthias Ripp am Freitag, den 29. September, die Fortbildungsveranstaltung 6 leiten. Dort werden sich die TeilnehmerInnen mit der Rolle der Archive für das urbane kulturelle Erbe im Kontext der Welterbevermittlung befassen. Wir haben uns mit ihm darüber unterhalten:

Matthias Ripp

VdA: Beim Stichwort urbanes kulturelles Erbe denken viele vermutlich an historische Altstädte, etwa in Lübeck oder Bamberg. Was bedeutet der Begriff für Sie?

M.R.: Der Begriff urbanes kulturelles Erbe ist derzeit einem Bedeutungswandel unterzogen. Während der Anfänge der Denkmalpflege standen einzelne Monumente im Zentrum der Schutzbemühungen. Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts hat man dann angefangen in Ensembles zu denken und die vorerst baulichen Zusammenhänge mitzudenken. Heute im 21. Jahrhundert versteht man unter dem Begriff urbanes kulturelles Erbe vor allem auch im englischsprachigen Raum ein ganzheitliches System aus Artefakten, Bauten, immateriellen Dingen, Schriftgut, etc. das einem steten Wandel in seiner Bedeutung und Funktion für die Bürgerinnen und Bürger unterworfen ist.

VdA: In welcher Beziehung stehen die Archive zum urbanen kulturellen Erbe?

M.R.: Mit diesem sich abzeichnenden modernen Begriffsverständnis des kulturellen Erbes erlangen Archive zunehmend einen Bedeutungszuwachs. Oftmals logieren Archive in bedeutenden Baudenkmälern und haben eine materielle Funktion. Ihre Inhalte sind Teil des kollektiven Gedächtnisses und oft untrennbar mit materiellem oder immateriellem kulturellem Erbe verbunden. Archive sind somit oft ein essentieller Teil des urbanen kulturellen Erbes, auch wenn sie noch nicht immer so wahrgenommen werden.Weiterlesen