Das Stadtarchiv Rostock (Teil 1)

Allgemein, Archive stellen sich vor, Archivgeschichte

Text: Dr. Karsten Schröder / Bearbeitung: VdA

Wie bereits in der vergangenen Ausgabe 3-2018 der Fachzeitschrift ARCHIVAR geschehen, möchten wir auch hier im Tagungsblog die Archivlandschaft rund um den Tagungsort vorstellen. Den Anfang macht das Rostocker Stadtarchiv – für den Text danken wir dessen Leiter, Dr. Karsten Schröder.

Aus dem Jahre 1252 stammt die erste verbürgte Nachricht über ein Urkundendepot des Rostocker Rates, eine Truhe, verwahrt im ältesten Kirchspiel der Stadt. Verantwortlich für die schriftliche Überlieferung Rostocks waren zwei dazu bestellte Ratsherren. Diese sogenannten Archivarien versuchten  gelegentlich, meist nur kurzzeitig und mehr oder weniger erfolglos, Ordnung und Stetigkeit in das kommunale Registratur- und Archivwesen zu bringen.

Stadtarchivar Dr. Ernst Dragendorff (1869-1938) in seinem Dienstzimmer, 1922. Repro: Ramona Fauk, Rostock

Erst als 1884 der renommierte Hansehistoriker Dr. Karl Koppmann (1839-1905) als Stadtarchivar angestellt wurde, änderte sich die Situation grundlegend. Koppmann trennte die Registratur vom historischen Bestand, führte letzteren an einem Lagerort zusammen und begann mit dessen Erschließung. Er schuf eine Archivbibliothek und legte erste archivische Sammlungen an. Zudem entwickelte Koppmann eine breite Öffentlichkeitsarbeit, arbeitete an stadtgeschichtlichen Publikationen und Quelleneditionen, veranlasste den Stadtrat, das kommunale Archivwesen und die Benutzung des Stadtarchivs zu regeln und regte den Bau eines Archivgebäudes an, das 1907 seiner Bestimmung übergeben wurde und damit zum ersten Archivzweckbau Mecklenburgs avancierte.

Koppmanns NachfolgerInnen mühten sich in den ersten Dekaden des unruhigen 20. Jahrhunderts dessen Erbe zu erhalten und das kommunale Archivwesen fortzuentwickeln. Nach einer schwierigen Nachkriegsphase bewegte 1961 die Staatliche Archivverwaltung der DDR die kommunal Verantwortlichen dazu, dem Stadtarchiv wieder eine Perspektive zu geben. In der Folge wurden Planstellen geschaffen, mit ausgebildeten ArchivarInnen besetzt, und so vor allem deutliche Fortschritte in der Bestandserschließung, in der Bestandsergänzung und in der Öffentlichkeitsarbeit erzielt.

Bei der Neuordnung administrativer Strukturen nach der deutschen Wiedervereinigung gingen dem Stadtarchiv zehn der einst 18 Planstellen verloren. Andererseits gelang es mit vereinigungsbedingten Sondermitteln, das historische Archivgebäude erstmals in seiner damals bereits 90jährigen Geschichte unter Beachtung denkmalpflegerischer Aspekte grundlegend zu sanieren und es technisch (etwa Brand- und Einbruchmeldeanlagen) zu ertüchtigen.

Seit 1996 ist das Stadtarchiv ein Amt in der Rostocker Stadtverwaltung und untersteht dem für Kultur bzw. Bildung zuständigen Senator. In der Folge hielt die Computertechnik Einzug im Archivalltag, auch die Foto- und Reprostelle des Hauses konnte seinerzeit auf Digitaltechnik umgestellt werden. Umfassende Restaurierungsprogramme boten über viele Jahrzehnte nahezu vollständig entbehrte Möglichkeiten der Erhaltung und Pflege wertvoller Archivalien.

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