Das Stadtarchiv Rostock (Teil 2)

Allgemein, Archive stellen sich vor, Archivgeschichte

Text: Dr. Karsten Schröder / Bearbeitung: VdA

Im ersten Teil des Beitrages zum Stadtarchiv Rostock hat dessen Leiter Dr. Karsten Schröder die Geschichte des Hauses Revue passieren lassen. Im zweiten Teil wirft er einen Blick auf die Bestände und die derzeitigen Aufgaben.

Der Lesesaal des Stadtarchivs Rostock. Foto: Ramona Fauk, Rostock, 2018

Der Archivalienbestand des Stadtarchivs Rostock führt bis in das Jahr 1250 zurück. Da lediglich Teile der Bestände Obergericht (16.-19. Jahrhundert) und Niedergericht (14.-19. Jahrhundert) durch Kriegseinwirkungen beschädigt bzw. vernichtet wurden, kann das Stadtarchiv auf eine relativ geschlossene und für das ausgehende Mittelalter sogar bemerkenswert dichte wie gehaltvolle Überlieferung verweisen. Deren Kern bilden 184 Bestände und große Teilbestände (mehr als 3.200 lfm), davon 300 lfm Amtsbücher sowie ca. 3.400 Urkunden und ca. 4.850 Testamente, die derzeit mehr als 750 Jahre Stadtentwicklung dokumentieren.

Neben den Archivalien des Rates, der Bürgervertretung(en) und der Stadtverwaltung verfügt das Haus auch über nicht nichtstädtische Archivalien, so über Archive von Vereinigungen der Kaufmannschaft und des Handwerks aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit sowie von Verbänden der Wirtschaft, über einige Firmenarchive (nur aus dem 20. Jahrhundert), über Vereinsunterlagen sowie 33 Personen- und Familiennachlässe. Darüber hinaus kann das Stadtarchiv Rostock auf 28 archivische Sammlungen verweisen, darunter beispielsweise eine von ca. 9.300 Theaterzetteln und –programmen mit dem derzeit ältesten bekannten Theaterzettel im deutschsprachigen Raum aus dem Jahre 1520.

Die Archivbibliothek, einst entstanden aus der alten Ratsbibliothek, der Dienstbibliothek des Hauses und der Bibliothek des Vereins für Rostocker Geschichte und Altertumskunde verfügt heute über ca. 23.000 Bibliothekseinheiten aus den Sammlungsgebieten Rostock, Mecklenburg, Hanse sowie allgemeine Stadtgeschichte. Zu ihrem Bestand gehören auch Überlieferungen der in Rostock erschienenen Presseerzeugnisse von 1737 bis zur Gegenwart. Zudem – eine Besonderheit des Hauses, die in der Zeit der DDR ihren Ursprung hat – ist das Stadtarchiv für die zentrale Altregistratur der Hanse- und Universitätsstadt Rostock verantwortlich, in der derzeit ca. 1.800 lfm Verwaltungsschriftgut lagern. Eine gedruckte, kommentierte Beständeübersicht[1] informiert ausführlich über den Gesamtbestand des Stadtarchivs Rostock, der über www.findbuch.net für Nutzer zugänglich ist.

Die Gegenwart und die Zukunft

Der Renaissance-Giebel eines Bürgerhauses dient dem Stadtarchiv als Eingangsportal. Foto: Ramona Fauk, Rostock, 2018

Gegenwärtig ist das Hauptaugenmerk der Rostocker Archivare auf die Erschließung der letzten konventionell entstanden und bereits im 19. Jahrhundert geschlossenen Bestände (zusammen ca. 500 lfm) gerichtet. Bezüglich der Bestandserhaltung gilt es nach wie vor besondere Anstrengungen zu unternehmen, weil erstmals in den 1980er Jahren überhaupt Restaurierungsmaßnahmen und lediglich an ausgewählten, für Rostock besonderen Archivalien durchgeführt werden konnten.

Die in den zurückliegenden drei Jahrzehnten gewonnenen Erfahrungen und Partner sollen nun zunehmend auch für Massenverfahren genutzt werden. Zudem läuft die Umstellung der Ersatz- und Sicherungsverfilmung, die sowohl in einer technisch modern ausgestatteten Reprografiestelle als auch bei externen Anbietern durchgeführt wird, auf digitale Medien. Erste Erfahrungen für die Beschickung und die Nutzung digitaler Bibliotheken werden derzeit gesammelt und sollen zukünftig weiterentwickelt und ausgebaut werden.

In der Öffentlichkeitsarbeit konzentriert sich das Haus auf die langjährig bewährten Formate „Treffpunkt Stadtarchiv“ (stadtgeschichtliche Vorträge auf der Basis von Archivalien) sowie die „Kleine Schriftenreihe des Stadtarchivs Rostock“, die neben Archivaren und Historikern auch dem Laien Gelegenheit bietet, stadtgeschichtliche Themen bzw. stadtgeschichtlich bedeutsame und allgemein gefragte Quellen einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Im Jahre 2018 begann die Hanse- und Universitätsstadt Rostock mit einem Projekt zur Einführung der E-Akte, das die Archivare fortan mittelbar und zunehmend intensiver auch unmittelbar fordern und beschäftigen wird.

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