Archivportrait: Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Meiningen

Allgemein, Archive stellen sich vor, Archivgeschichte

Ein Gastbeitrag von Katharina Witter

Das 1923 gegründete Staatsarchiv Meiningen ist seit 2016 eine der sechs Abteilungen des neugebildeten Landesarchivs Thüringen. Es ist hervorgegangen in seiner älteren Überlieferung aus dem 1660 gebildeten Gemeinschaftlichen Hennebergischen Archiv.

Dieses besteht aus dem unteilbaren Bestand, der nach dem Aussterben der Grafen von Henneberg (1583) in Meiningen verblieb, und dem im 20. Jahrhundert ein Teil der nach 1660 an die neuen Eigentümer der entsprechenden Landesteile abgegebenen Unterlagen wieder angefügt wurde. Den zweiten Grundstein bildete das seit dem 18. Jahrhundert für das durch Erbteilung unter den Ernestinern 1680/81 neu entstandene Herzogtum Sachsen-Meiningen bestehende Geheime (Kanzlei-) Archiv, in dem nach 1850 auch die Altakten der übrigen oberen Landesbehörden und private Archivalien der herzoglichen Familie zusammengeführt wurden.

Die ehemalige Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR in Suhl, heute Gebäude des Archivdepots Suhl des Thüringischen Staatsarchiv Meiningen. Foto: Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Meiningen

Beide Archivteile verblieben auch nach 1918 in den Räumen des bisherigen Residenzschlosses. Innerhalb des 1920 gegründeten Landes Thüringen erstreckte sich die Zuständigkeit des nunmehrigen Staatsarchivs auf die Landkreise Meiningen, Hildburghausen und Sonneberg. Während der DDR-Zeit erweiterte sich der Sprengel auf den Bereich des 1952 gegründeten Bezirkes Suhl mit den diesem nachgeordneten Behörden, wozu auch die staatlich organisierte Wirtschaft gehörte.

Nach der politischen Wende wurde das Archiv mit dem Schriftgut zahlreicher aufgelöster Behörden überschwemmt, dazu gesellte sich die schriftliche Hinterlassenschaft zahlreicher nicht mehr existierender Massenorganisationen und Parteien. Da das Meininger Schloss keine räumlichen Kapazitäten mehr bieten konnte, musste ein Teil der Archivalien in der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit in Suhl untergebracht werden, das vom örtlichen Bürgerkomitee für die Unterbringung der MfS-Unterlagen aus dem Bezirk Suhl besetzt worden war. Mit dem Übergang dieses Objekts in Landesbesitz und dem Auszug der Stasiunterlagen in ein eigenes Gebäude konnte das ehemalige Gefängnis als Archivdepot Suhl in eine Außenstelle des Staatsarchivs Meiningen mit drei ständig dort beschäftigten Mitarbeitern und einem eigenen kleinen Benutzerraum umgewandelt werden.

Innenansicht des Archivdepots Suhl. Foto: Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Meiningen

Während anfangs dort fast ausschließlich Wirtschaftsbestände eingelagert waren, zwang die Raumnot in Meiningen dazu, weitere Bestände nach dort zu verlagern. So befindet sich mittlerweile der umfangreiche Bestand Bezirkstag/ Rat des Bezirkes Suhl genauso in den dortigen Räumen wie der Bestand Landesfachkrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie Hildburghausen.

Eine besondere Aufgabe ergibt sich für das Staatsarchiv aus der früheren Nutzung des Archivdepots v.a. als Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit sowohl in denkmalpflegerischer Hinsicht als auch in seiner Funktion als Gedenkstätte, weshalb eine original ausgestattete Zelle und ein Verhörraum an diese Zeit erinnern. Die Mitarbeiter des Archivs bieten auf Wunsch Führungen an, die nicht nur auf die archivischen Belange, sondern auch auf die Nutzung als Gefängnis eingehen. Darüber hinaus wird in der Regel in zweijährigem Turnus ein Tag der Offenen Tür veranstaltet, der große Beachtung in der Öffentlichkeit findet.

Das Staatsarchiv Meiningen ist heute zuständig für die Landes- sowie einzelne Bundesbehörden in Südwestthüringen. Es verwahrt mit seinen 14 Mitarbeitern ca. 13.000 lfm Akten, davon über 6.000 lfm in Suhl, sowie mehr als 10.000 Urkunden, fast 34.000 Karten, Pläne und Risse sowie fast 150.000 Fotos vom beginnenden 12. Jahrhundert bis zur Gegenwart.

Führungen F3, F7 und F12
Führung durch das Archivdepot Suhl des Staatsarchivs Meiningen (ehemalige Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR)
Treffpunkt: Haupteingang Archivdepot Suhl, Neundorfer Straße 10

Dienstag, 17. September um 13:30 Uhr (F3) und 16:30 Uhr (F7)
Freitag, 20. September um 9:00 Uhr (F12)


Führung F13
Führung durch das Staatsarchiv Meiningen
Treffpunkt: Haupteingang Staatsarchivs Meiningen, Schloss Bibrabau, Meiningen

Freitag, 20. September um 9:00 Uhr

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