Informationsveranstaltung: Urheberrecht, RiC, Entgelte und ddb

Aktuelles, Allgemein

Christina Wolf (Stuttgart) begrüsste die Teilnehmenden zur Informationsveranstaltung, auf der traditionsgemäß über aktuelle Entwicklung in unterschiedlichen archivrelevanten Themengebieten berichtet wird.

Andreas Weber (Stuttgart): Urheberrechtliche Entwicklungen / Dialog Lizensierungsplattform des BMJV

Nach Inkrafttreten der Urheberrechts-Wissenschafts-Gesetz (UrhWissG) im März 2018 hatte die Große Koalition einen Dialog der vom Gesetz Betroffenen in Gang gesetzt, da die darin enthaltenen Schrankenregelungen im Bereich der Verwertungsgesellschaft Wort, vor allem Verlagen untragbar erschien untragbar. Die vorgesehene Vergütung soll durch eine Lizensierungplattform abgelöst werden. Das Landesarchiv Baden-Württemberg, das als (Mit-)Verantwortlicher für die Deutsche digitale Bibliothek und das Archivportal-D in den Prozess mit einbezogen wurde, hat an der Auftaktveranstaltung der Gespräche in Bielefeld und an weiteren Werkstattgesprächen die archivische Position zum diesem Gesetz vertreten. Während Bibliotheken einen erhöhten Finanziellen Aufwand fürchten, die Forschung bürokratische Mehrarbeit erwartet, ist die Kopplung der Archivschranke an die Bibliotheksschranke (also keine eigene Schranke!) das Hauptproblem für Archive. Aus dieser Kopplung resultieren rechtliche Problem: Umgang mit Reprographien, Zugangsbehinderungen im Lesesaal, und bei unveröffentlichtem Material. Der Lösungsvorschlag des Landesarchivs (Stichwort: moving walls) wurde Forschung und Medienwissenschaftler positiv aufgenommen; die übrigen Beteiligten verhielten sich zurückhaltend. Wenig hoffnungsvoll ist die Reaktion des Bundesjustizministeriums, dass den Einwänden der Archive „keine hohe Priorität“ beimass. Nach Abschluss eines Rahmenvertrages für den Bereich der Bibliotheken, der dortigen Probleme (Stichwort: Stichworte: Schule, Fernleihe, Terminal) „entschäfte“, verläuft der weitere Prozess eher schleppend.

Silke Jagodzinski (Berlin): Informationen zum neuen Erschließungsstandard RiC (Records in Context)

RiC erweitert die Erschließung um Informationen zum Entstehungszusammenhang. Den Entitäten (z. B. Verzeichnungseinheiten) werden Merkmale zugefügt, die ein Einordnung in den Kontext. erlauben. Nach der Vorlage eines ersten Entwurfs für einen neuen weltweiten Erschließungsstandard für unterschiedliche Materialitäten im Jahr 2016 befindet sich der zweite Entwurf derzeit in der Überarbeitung, wobei 62 Kommentare aus 19 Ländern berücksichtigt werden müssen. Derzeit erfolgt  die Neudefinition der  in Leveln eingeordneten Entitäten; u.a. wird über die Entität „Werkzeug“, die z. B. Bots, Programme etc. umfassen kann diskutiert.
Nach der Vorlage eines zweiten Entwurfs wird die damit betraute ICA Experts Group on Archival Deschription (EGAD) erneut zur Einreichungvon Kommentaren aufrufen. Christian Keitel (Stuttgart) regte an sich bei der Entität „Repräsentation“ sich an dem archivnahen Standdard PREMIS zu orientieren.

Harry Scholz M.A. (Bonn): Einführung einer neuen Entgeltordnung (EGO) für den Länderbereich ab 1. Januar 2020 – Auswirkungen auf die deutsche Archivlandschaft

Nach der Tarifeinigung in den Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der Länder vom 2. März 2019 ergeben sich in 3 Bereichen zu beachtende Änderungen: Entgelt, Eingruppierung und Auswirkungen für den Archivbereich.

    • Entgelt: Die Erhöhung erfolgt dreistufig bis 2021. Das Gesamtvolumen beträgt 8%.
    • Eingruppierung: Archive (Bibliotheken, Museen) werden nun dem allgemeinen Tätigkeitsmerkmalen für den Verwaltungsdienst zugeordnet. Dies führt zu Neuregelung im Tarifvertrag TV-L §§ 12-17. Ein- bzw. Höhergruppierung erfolgen nur auf Antrag der/des Beschäftigten ab dem 1.1.2020 bis 31.12.2020 (rückwirkend).Höhergruppierung erfolgen betragsgemäß unter Einbeziehung eines Garantiebetrages., d. h. eine monetäre Überleitung und keine Stufenmitnahme..
    • Auswirkungen im Archivbereich: Im Gehobenen Dienst fällt die kleine und große EG 9 weg. Sie werden durch eine EG 9a und EG 9b abgelöst, die jeweils eigene Werte erhalten und sechs Stufen mit normaler Laufzeit (Stufe 2 1 Jahr, Stufe 3 2 Jahre, Stufe 4 3 Jahre, Stufe 5 4 Jahre, Stufe 6 5 Jahre, s. § 16).  Für den gehobenen Dienst sind laufbahntechnisch die EG 10-12 möglich. Bezugsgröße ist die EG 9b, Fallgruppe 1: Beschäftigte mit besonders verantwortungsvoller Tätigkeit. Für die FAMIs  sind prinzipiell nun auch die EG 9b bis 12 möglich, da erst ab der EG 13 ein Hochschulabschluss in Tarifvertrag vorgegeben wird. Die Öffnung ist durch die Tätigkeitsmerkmale „gründliche, umfassende Fachkenntnisse“ und „selbstständige Leistungen“ gegeben.

Link zum Tarifvertrag: https://www.tdl-online.de/tv-l/tarifvertrag.html
Link zur veränderten Entgeltordnung: https://www.tdl-online.de/fileadmin/downloads/rechte_Navigation/A._TV-L__2011_/01_Tarifvertrag/Anlage_A_i.d.F._des_%C3%84TV_Nr._11_2019_2020_2021.pdf
Dank an Harry Scholz für die Überlassung der Präsentation!

Christina Wolf (Stuttgart): Neues aus der Deutschen Digitalen Bibliothek (ddb)/Archivportal D

Die technische Runderneuerung der ddb ist abgeschlossen. Bereits seit diesem Frühjahr ist der Performance des Ingests deutlich verbessert, so dass der Ladeprozess, der bei großen Umfängen mehrere Tage dauern konnte, auf mehrere Stunden reduziert wurde. Zurzeit erfolgt der Abbau des Rückstaus.
Aktuell enthält die ddb 20.8 Millionen Datensätze aus 192 deutschen Archiven; insgesamt enthält die ddb 30 Millionen Datensätze. In jüngster Zeit hinzugekommen sind u. a. das Bundesarchiv, das Landesarchiv Baden-Württemberg, das sächsische Landesarchiv.

Der DFG-geförderte sachthematische ddb-Zugang „Weimarer Republik“ soll künftig auch für weitere Archive geöffnet werden. In Planung ist die Zahl der sachthematischen Zugänge zu erhöhen.

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