Schlagwort-Archiv: 88. Deutscher Archivtag

Podiumsdiskussion

Ein Gastbeitrag von Christina Düring und Thomas Kübler

Zum Abschluss des 88. Deutschen Archivtages fand die mit Spannung erwartete Podiumsdiskussion zum Thema „Transparenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit – die Erforschung der Sicherheitsdienste als Gretchenfrage archivischer Identität“ statt, der noch viele Archivtagsteilnehmerinnen und Archivtagsteilnehmer folgten. Unter der Leitung von Dr. Hans-Christian Herrmann (Saarbrücken) diskutierten Dr. Michael Hollmann (Präsident des Bundesarchivs), Prof. Dr. Frank Überall (Bundesvorsitzender Deutscher Journalistenverband) und Prof. Dr. Constantin Goschler (Ruhr-Universität Bochum).

Die Teilnehmer an der Diskussionsrunde (v.l.n.r.): Prof. Dr. Constantin Goschler, Moderator Dr. Hans-Christian Herrmann, Prof. Dr. Frank Überall und Dr. Michael Hollmann. Foto: VdA

Der vierte Diskutant Lars Rohwer (Mitglied des Sächsischen Landtag und Vorsitzender des NSU-Untersuchungsausschusses) hatte kurzfristig absagen müssen, was letztlich und zwangsläufig zu einem veränderten inhaltlichen Diskussionsverlauf führen musste, da damit natürlich einer der hauptsächlichen, zeitgenössischen „Registraturbildner von Geheimakten“ fehlte.Weiterlesen

Sektionssitzung 4

Ein Gastbeitrag von Peter Fauck

Freier Zugang zu Archivgut ist ein Anspruch, der von außen an Archive gerichtet, aber auch von Archiven an sich selbst gestellt wird. Die Möglichkeiten der digitalen Welt eröffnen neue Perspektiven für die Verbreitung von Informationen, zugleich aber auch spezifische Einschränkungen hinsichtlich des Daten- und Persönlichkeitsschutzes und des Schutzes von Geschäftsgeheimnissen. Im Spannungsfeld von Zugangsöffnung und -beschränkung bewegten sich die Beiträge dieser Sektionssitzung.

Pierre Maurice Augel referierte über das Rechtesystem in invenio. Foto: VdA

Das Bundesarchiv verfügt mit invenio über ein Werkzeug zur feingranularen Steuerung von Zugriffsrechten für die Recherche und Benutzung von mehreren Millionen Erschließungsdatensätzen und Digitalisaten. Pierre Maurice Augel erläuterte in seinem Vortrag die Funktionsweise des Systems und hinterfragte die Komplexität des Rechtemanagements aus der Perspektive der Archivmitarbeiter und aus Nutzersicht. Weiterlesen

Sektionssitzung 3

Ein Gastbeitrag von Dr. Ulrike Gutzmann

Am Nachmittag des zweiten Kongresstages fand die Sektionssitzung 3 unter der Leitung von Dr. Eberhard Fritz statt. Thema der Veranstaltung waren Fragen der Authentizität.

„Gehören Fälschungen ins Archiv?“ fragte Harald Arends bei der Sektionssitzung 3. Foto: VdA

Der Kriminaltechniker und Archivar Harald Arends (Berlin) wagte im ersten Vortrag den Blick über den Tellerrand und stellte die Kulturtechnik des Täuschens ebenso wie den Fake im popkulturellen Zusammenhang vor. Er unterschied u.a. Kopien, Duplikate und Faksimiles von Fälschungen, die mit dem Vorsatz hergestellt wurden, ein vermeintlich echtes Dokument zu schaffen. Weiterlesen

Sektionssitzung 2

Ein Gastbeitrag von Dr. Bettina Joergens

Dr. Jörg-Uwe Fischer (Potsdam) leitete die Sektion mit einem Rückblick auf zwei stark voneinander abweichende Positionen aus den 1990er Jahren zu der Frage, ob HistorikerInnen an Bewertungsentscheidungen von Archiven beteiligt werden sollen. Heute ist Partizipation ein viel geführtes Schlagwort, ein weiteres ist „Citizen Science“. Vor diesem Hintergrund stellten eine Archivarin und ein Archivar Konzepte und Beispiele zur Erschließung und Bewertung zur Diskussion.

„Überlieferungsbildung in Zeiten flüchtiger Strukturen“ war der Titel des Vortrags von Dr. Christine Axer. Foto: VdA

Den Anfang machte Dr. Christine Axer (Hamburg) mit einem Bericht über die sich verändernden Konzepte zur Systematisierung der Überlieferungsbildung „in Zeiten flüchtiger Strukturen“ auf der Basis von Archivierungs- und Bewertungsmodellen und an der immer neu auszulotenden Grenze zum Records Management in Behörden. Weiterlesen

Sektionssitzung 1

Ein Gastbeitrag von Rico Quaschny

Die Sektionsitzung 1 widmete sich den Problemen einer verlässlichen Überlieferungsbildung bei der Übernahme. Leiter  Prof. Dr. Michael Scholz (Fachhochschule Potsdam) betonte, sie sei Grundvoraussetzung für die aktive Rolle von Archiven in einer demokratischen Gesellschaft.

Dr. Astrid Küntzel sprach über Grundsatzfragen und aktuelle Herausforderungen der Behördenarchive. Foto: VdA

Dr. Astrid Küntzel (Duisburg) thematisierte in ihrem Vortrag „Behördenarchive“, die bisher in der Fachdiskussion kaum systematisch behandelt wurden. Auf der einen Seite sind Behörden anbietungspflichtig. Verwahren sie jedoch ihre Unterlagen dauerhaft selbst, bestehe die Gefahr der Verselbstständigung ihrer Altregistraturen. Küntzel machte anhand verschiedener Beispiele deutlich, welche Problemfelder mit Behördenarchiven verbunden sind. Archive haben die Aufgabe Verstöße gegen Regelungen des Landesarchivgesetzes zu verhindern, mit den Behörden im Gespräch zu bleiben und Behördenarchive nur als Ausnahmen zuzulassen.Weiterlesen

Gemeinsame Arbeitssitzung

Ein Gastbeitrag von Dr. Michael Häusler

Jedes Archiv hat eine Demokratie unterstützende Funktion und soll ihr gerecht werden. Dieses hohe Ideal formulierten sämtliche Beiträge der Gemeinsamen Arbeitssitzung, mit der der 88. Deutsche Archivtag in seine Sacharbeit einstieg. Zugleich machten die konkreten Beispiele deutlich, dass jedes Archiv, ob klein oder groß, an der Umsetzung dieses Ideals aktiv mitwirken kann.

Dr. Peter Quadflieg (Eupen) sprach zu „Autonomie und Archiv“. Foto: VdA

Die Zweigstelle des Belgischen Staatsarchivs in Eupen arbeitet am Aufbau einer Überlieferungsbildung für die Institutionen der kleinen Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. In seinem Vortrag beschrieb Dr. Peter Quadflieg die administrativen Rahmenbedingungen und praktischen Herausforderungen, die damit verbunden sind. Weiterlesen

Eröffnung des 88. Deutschen Archivtages

In der Stadthalle Rostock hat der VdA-Vorsitzende Ralf Jacob am Abend des 25. Septembers 2018 den 88. Deutschen Archivtag eröffnet. Im Mittelpunkt stand dabei der Vortrag von Eröffnungsredner Hans-Christian Ströbele, der eine Anbieterpflicht für Geheimdienstunterlagen forderte.

Eröffnungsredner Hans-Christian Ströbele. Foto: VdA

Zahlreiche Gäste aus Landes- und Lokalpolitik, Kultur, Wirtschaft, Kirche und Militär waren der Einladung des VdA gefolgt und nahmen an der offiziellen Eröffnungsveranstaltung im Saal 1 der Stadthalle Rostock teil. Zuerst begrüßte Ralf Jacob die Gäste und KongressteilnehmerInnen. In seiner Rede betonte der VdA-Vorsitzende, dass Archive für die demokratische Kultur unverzichtbar sind und forderte die KollegInnen dazu auf, vorhandene Spielräume zu nutzen.  Gesellschaftlichen Vorurteilen und Stereotypen müssten sich ArchivarInnen mithilfe der anvertrauten Unterlagen entschieden entgegenstellen.

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Das Rostocker Universitätsarchiv

Text: Dr. Angela Hartwig / Bearbeitung: VdA

Das Universitätsarchiv Rostock beherbergt mit seinen historischen Beständen das Gedächtnis einer der ältesten Hochschulen Deutschlands und des Ostseeraumes. Es bewahrt mehr als 3000 laufende Meter Akten und über 100 Urkunden welche die Entwicklung der im Jahr 1419 gegründeten Universität widerspiegeln.

Eingangsbereich nach der Restaurierung 2014. Foto: Universität Rostock

Das Archiv der Universität Rostock hat eine lange Tradition. Schon in den Statuten des 15. Jahrhunderts wird von einer arca oder Kiste gesprochen, in der wichtige Urkunden und die Matrikel aufbewahrt wurden. 1878 erließ das engere Konzil die erste Archivordnung und richtete ein Archiv ein, für das der Rektor verantwortlich war.
1947 beauftragte der Rektor den Aufbau des Universitätsarchivs. Zunächst wurde die Rückführung der während des Krieges ausgelagerten Bestände organisiert, die Ordnung wiederhergestellt und mit der Übernahme der Fakultätsarchive begonnen. Danach folgte die Übernahme des Registraturguts der Hochschule bis zum Jahre 1945 und dessen Ordnung. Eine Erschließung und Verzeichnung der umfangreichen Bestände blieb zunächst aus.Weiterlesen

Das Stadtarchiv Rostock (Teil 2)

Text: Dr. Karsten Schröder / Bearbeitung: VdA

Im ersten Teil des Beitrages zum Stadtarchiv Rostock hat dessen Leiter Dr. Karsten Schröder die Geschichte des Hauses Revue passieren lassen. Im zweiten Teil wirft er einen Blick auf die Bestände und die derzeitigen Aufgaben.

Der Lesesaal des Stadtarchivs Rostock. Foto: Ramona Fauk, Rostock, 2018

Der Archivalienbestand des Stadtarchivs Rostock führt bis in das Jahr 1250 zurück. Da lediglich Teile der Bestände Obergericht (16.-19. Jahrhundert) und Niedergericht (14.-19. Jahrhundert) durch Kriegseinwirkungen beschädigt bzw. vernichtet wurden, kann das Stadtarchiv auf eine relativ geschlossene und für das ausgehende Mittelalter sogar bemerkenswert dichte wie gehaltvolle Überlieferung verweisen. Deren Kern bilden 184 Bestände und große Teilbestände (mehr als 3.200 lfm), davon 300 lfm Amtsbücher sowie ca. 3.400 Urkunden und ca. 4.850 Testamente, die derzeit mehr als 750 Jahre Stadtentwicklung dokumentieren.

Neben den Archivalien des Rates, der Bürgervertretung(en) und der Stadtverwaltung verfügt das Haus auch über nicht nichtstädtische Archivalien, so über Archive von Vereinigungen der Kaufmannschaft und des Handwerks aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit sowie von Verbänden der Wirtschaft, über einige Firmenarchive (nur aus dem 20. Jahrhundert), über Vereinsunterlagen sowie 33 Personen- und Familiennachlässe. Darüber hinaus kann das Stadtarchiv Rostock auf 28 archivische Sammlungen verweisen, darunter beispielsweise eine von ca. 9.300 Theaterzetteln und –programmen mit dem derzeit ältesten bekannten Theaterzettel im deutschsprachigen Raum aus dem Jahre 1520.Weiterlesen

Das Stadtarchiv Rostock (Teil 1)

Text: Dr. Karsten Schröder / Bearbeitung: VdA

Wie bereits in der vergangenen Ausgabe 3-2018 der Fachzeitschrift ARCHIVAR geschehen, möchten wir auch hier im Tagungsblog die Archivlandschaft rund um den Tagungsort vorstellen. Den Anfang macht das Rostocker Stadtarchiv – für den Text danken wir dessen Leiter, Dr. Karsten Schröder.

Aus dem Jahre 1252 stammt die erste verbürgte Nachricht über ein Urkundendepot des Rostocker Rates, eine Truhe, verwahrt im ältesten Kirchspiel der Stadt. Verantwortlich für die schriftliche Überlieferung Rostocks waren zwei dazu bestellte Ratsherren. Diese sogenannten Archivarien versuchten  gelegentlich, meist nur kurzzeitig und mehr oder weniger erfolglos, Ordnung und Stetigkeit in das kommunale Registratur- und Archivwesen zu bringen.

Stadtarchivar Dr. Ernst Dragendorff (1869-1938) in seinem Dienstzimmer, 1922. Repro: Ramona Fauk, Rostock

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